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Münzkonventionen

Vereinbarung zwischen zwei oder mehreren Münzständen oder Münzherren mit dem Ziel, ihre Münzprägung auf die eine oder andere Art zu vereinheitlichen. In der Regel wurden Münzkonventionen in politisch stark zersplitterten Regionen (Stadtstaaten, Kleinstaaten) getroffen, wie z.B. im antiken Griechenland und im Deutsch-Römischen Reich. Schon früh kamen griechische Kleinstaaten, Städte und politische Bünde überein, sog. Bundesmünzen zu prägen, d.h., sie trafen Absprachen, deren minimale Basis ein gemeinsamer Münzfuß war. Der 1. attische Seebund (478/77-412/404) unter der Führung Athens wehrte nach außen hin erfolgreich die Perser ab und brachte nach innen hin die Vereinheitlichung des Münzwesens, der Maße und Gewichte. Athen setzte bei den Bundesgenossen den attischen Münzfuß durch und verfügte schließlich willkürlich und ohne Rücksicht auf den Bundeszweck über den gemeinsamen Bundesschatz. Die bekanntesten Gemeinschaftsprägungen sind die des arkadischen Bundes (Peloponnes), einem Zusammenschluss, der vom 5. bis ins 3. Jh. v. Chr. gemeinsame Münzen prägte. Nach dem Niedergang Spartas (371 v. Chr.) kam es auf dem Peloponnes im Rahmen der achäischen Liga zu Münzkonventionen, die sowohl den Münzfuß als auch das Münzbild betrafen. Die Übereinkünfte reichten von Absprachen, einseitig gemeinsame Münzbilder zu prägen oder beide Seiten gemeinschaftlich, aber jeweils den Namen der prägenden Stadt zu nennen, bis hin zu anonymen Münzprägungen mit der Nennung des Münzbundes. Besonders interessant ist die Bronzeprägung im 2. Jh. (196-146 v. Chr.), die bei gemeinschaftlichen Münzbildern (Vs.n: Zeus stehend, mit Nike und Zepter in Händen, Rs.n: Achaia sitzend, mit Zweig und Zepter in Händen) den vollen Namen der Münzstätten angeben. 
Im 13. Jh. wurden im Deutsch-Römischen Reich Münzkonventionen getroffen, weil der Handel nach einer stabilen und einheitlicheren Prägung verlangte. Absprachen und Verträge gab es u.a. zwischen dem Pfalzgrafen bei Rhein und dem Erzbischof von Mainz; auch die Städte Lübeck und Hamburg sprachen sich ab und ferner kam es am Oberrhein zu ersten Konventionen zwischen deutschen, elsässischen und schweizerischen Münzständen, an denen sich auch die Herzöge von Österreich beteiligten. Im 14./15. Jh. entwickelten sich daraus folgende Münzvereine: der Zusammenschluss der rheinischen Kurfürsten (Köln, Trier, Mainz, Pfalz), der Wendische Münzverein, einZusammenschluss norddeutscher Städte (Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Wismar) und der oberrheinische Rappenmünzbund. Auch die Münzvereine in Franken und Westfalen basierten auf Münzkonventionen. Mit dem Versuch der Zentralgewalt, im 16. Jh. das deutsche Münzwesen neu zu ordnen (Augsburger Reichsmünzordnungen), gab die Einteilung in Reichskreise Anlass zu erneuten Absprachen. Das 17./18. Jh. stand im Zeichen von Münzverträgen über einen gemeinsamen Münzfuß (Zinnaischer und Leipziger Münzfuß). Die Vereinbarungen der dem Deutschen Zollverein angeschlossenen Staaten führten - über den Zusammenschluss des Süddeutschen Münzvereins - zur schrittweisen Vereinheitlichung des Münzwesens der deutschen Staaten. Diese Entwicklung wurde nach der Gründung des Kaiserreichs 1871 mit der Prägung der deutschen Reichsmünzen fortgeführt.