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Münzmeister

Leiter bzw. Verwalter einer Münzstätte. Über die Aufgaben der antiken griechischen Münzmeister ist wenig bekannt. Auf manchen griechischen Münzen tauchen Signaturen von Münzmeistern auf, die sich auf zeitgleichen Prägungen anderer Städte wiederholen, sodass wir davon ausgehen können, dass ein Münzmeister für Münzen verschiedener Städte verantwortlich war. Über die Organisation römischer Münzstätten ist mehr bekannt: Dem „praefectus monetae“, eine Art Minister für die Finanzen, unterstand der „optio et exactor auri, argenti aeris“, eine Art oberster Münzmeister. Den einzelnen Zweigstellen standen „officinatores“ vor, denen die verschiedenen Fachkräfte unterstanden (siehe auch Münzberufe).

Die Arbeitsteilung und weitgehende Spezialisierung der römischen Münzproduktion war in der Zeit der germanischen Völkerwanderungsmünzen und in der merowingischen Zeit weitgehend aufgehoben, denn der Geldbedarf war vergleichsweise sehr gering. Die Überlieferung spricht vom heiligen Elegius, der zunächst Goldschmied, Münzmeister und Finanzminister mehrerer merowingischer Könige war, darauf später Bischof von Noyon und später zum Schutzpatron der Münzer wurde. Die Münzmeister (lat. monetarii) dieser Zeit stellten in kleinen Werkstätten entweder allein oder unter Mithilfe weniger Mitarbeiter die Schrötlinge her, justierten sie, schnitten die Stempel, prägten selbst und verwalteten das Münzmetall. Da auf fast jeder erhaltenen merowingischen Münze eine andere Münzstätte erwähnt ist, geht man davon aus, dass die Könige die Münzen vermutlich bei Bedarf (Krieg, Tributzahlungen) in mobilen Münzstätten herstellen ließen (Moneta palatina). Die Mobilität wurde von den Karolingern zwar beibehalten, die Zahl der Münzstätten aber verkleinert, die Münzmeister vereidigt und verbeamtet, letzteres nicht im heutigen Wortsinn (mit Besoldung und Rente), sondern im Sinn von Verlust von Eigenständigkeit und wohl auch von Ansehen. Im Spätmittelalter entwickelten sich die Hausgenossenschaften, deren Vorsitzende die Münzmeister waren. Immer öfter wurden reiche Kaufleute zu Münzmeistern bestellt, denn die Münzstätten waren neben den Bergwerken und Staatswerften die größten Unternehmen ihrer Zeit und erforderten durch die Verpachtung für bestimmte Zeiträume ein erhebliches Arbeitskapital sowie ein großes Maß an Erfahrung im Management. In Venedig, Florenz, Genua und anderen norditalienischen Stadtstaaten wurden die Münzstätten nicht verpachtet, sondern von gewählten „signori della zecca“ betrieben, die ihr Amt als Münzmeister und Wardein meist für kurze Zeiträume ausübten. Sie waren verbeamtet und setzten sich aus Mitgliedern der Oligarchie zusammen. Aus den Handelsdynastien Norditaliens setzten sich im 14. Jh. die meisten Pächter der großen Münzstätten in ganz Westeuropa zusammen.

In den folgenden Jahrhunderten pachteten dann vermehrt lokale Unternehmer die Münzstätten, die ihre Pacht öfter über Generationen hinweg verlängerten (Münzmeisterdynastien). Im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit finden sich auf Münzen auch die meisten Münzmeisterzeichen, häufig etwas versteckt in Form von Rosetten, Zainhaken, Monogrammen und Namensabkürzungen. Im 17. und 18. Jh. nahm die Zahl der jüdischen Münzpächter im Münzwesen zu, nicht zuletzt, weil die Religionszugehörigkeit zeitweise den Zugang zu anderen lukrativen Berufen sehr einschränkte. Während in Deutschland schon früh mit dem Aufbau eines staatlichen Münzwesens begonnen wurde, das den Münzmeister als Beamten mit festem Gehalt ohne Gewinnbeteiligung favorisierte, hielt sich das Unternehmertum in England bis in die zweite Hälfte des 19. Jh.s, in Frankreich und den Niederlanden noch länger.

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