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Münzbildnis

Die Darstellung menschlicher Bildnisse auf Münzen tritt im griechischen Kulturraum bis zur klassischen Periode in der Regel nicht auf. Die griechischen Münzen dieser Zeit zeigen Bildnisse von Göttern oder mythologischen Figuren, die mit der Religion in Zusammenhang stehen. Die bildliche Darstellung von Politikern oder Tyrannen hätte der "freie Grieche" (Hellene) als sträfliche Anmaßung (Hybris) verstanden, sich mit den Göttern auf eine Stufe stellen zu wollen. Eine Wende trat in hellenistischer Zeit ein, die das Herrscherbildnis auf Münzen hervorbrachte und zu seiner ersten Blüte führte. Die Bildnisse Alexander des Großen, der makedonischen und der ptolemäischen Diadochen (Nachfolger) sowie persischen Satrapen tragen noch göttliche Züge. Die Berechtigung, Gepräge herzustellen, die Bildnisse von Angehörigen aus dem Herrscherhaus zeigen, wird mit der direkten Abstammung der Dynastie auf Heroen (Perseus, Herakles) abgeleitet. Weniger zurückhaltend erweisen sich die Nachfolger orientalischer Despoten: Vor allem pontische und baktrische Münzen zeigen Bildnisse, die einem ungehemmteren Herrscherkult frönen. 
Auf römischen Münzen erscheint als erste Darstellung eines Herrschers zu Lebzeiten das Bildnis von Caesar, der sich 44 v. Chr. über das republikanische Verbot der Selbstdarstellung auf Münzen hinwegsetzen konnte. Obwohl er noch im selben Jahr ermordet wurde, gelang es ihm, den neu gewonnenen Vorteil auszunutzen. In Rom entstand das Herrscherporträt allerdings vor dem Hintergrund des Kampfes der einflußreichen Geschlechter (gentes) um Macht und Einfluss, wie er z.B. von den Anhängern des Pompeius (Pompeianer) gegen das julianisch-claudische Geschlecht (dem Caesar angehörte) geführt wurde. Die Ausnutzung des Münzbildes zu Propagandazwecken und die Darstellung des Kaisers und seiner Angehörigen wird zum Kennzeichen der Prägung in der römischen Kaiserzeit. Seit der Münzreform Diokletians (294-305 v. Chr.) begann wieder eine Phase der größeren Zurückhaltung, die sich auf Münzen von Byzanz und der Völkerwanderungszeit fortsetzte. Auf byzantinischen und mittelalterlichen Münzbildern tritt das Bildnis, wenn überhaupt, stilisiert auf. 
Erst seit der Renaissance und der damit verbundenen Verschiebung der Werte (steigender Wert der Person, Würde der Persönlichkeit) beginnt auf Medaillen (Porträtmedaillen) und genügend großen Münzen (Testone, Dicken, Taler) eine naturgetreue Darstellung der Bildnisse: Das Porträt des Münzherrn (Fürsten, Monarchen) wird auf Münzgeprägen zur Regel. So zeigen die Münzbilder unter langjährigen Herrschern, wie im Fall des französischen Königs Ludwig XIV. (1643-1715) oder der englischen Königin Viktoria (1837-1901), eine ganze Reihe verschiedener Porträts vom Kind oder jungen Mann/Frau bis ins hohe Alter. Nicht nur der Kopf oder die Büste von Personen werden dargestellt. Es gibt auch Darstellungen bis zur Hüfte (Hüftbild), zum Knie (Kniebild) und der Ganzfigur, letztere stehend, sitzend und auch kniend.