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Münzbild

Das Münzbild ist für die Identifizierung und Akzeptanz der Münze durch die Bevölkerung wichtig, vor allem in Zeiten mangelnder Schriftkenntnisse. Bei zweiseitigen Münzen unterscheidet man die für die Bestimmung entscheidende Vorderseite von der Rückseite. Zum Münzbild gehört die bildliche Darstellung, die Beschriftung und ornamentale Gestaltung. Im Allgemeinen wurde die bildliche Darstellung seitens der münzprägeberechtigten Instanz vorgeschrieben. Die Stempelschneider und Graveure hatten dann mehr oder weniger Spielraum in der Umsetzung der herrschaftlichen Vorstellungen. Natürlich spielten die stilistischen, ästhetischen, staatsrechtlichen Vorstellungen, ökonomische Erwägungen sowie der technische Stand eine wichtige Rolle, in neuerer Zeit auch pragmatische Überlegungen im Hinblick auf die Automatentauglichkeit.
Im antiken Griechenland finden sich vor allem Darstellungen von Göttern, Heroen, lokalen Wappen und mythologischen Figuren. Die Tierdarstellungen stehen häufig in religiösen Beziehungen zu Göttern. Auch die Darstellung des Dreifuß hatte religiösen Charakter. Auffällig an den schönen Münzbildern in Sizilien im 5. Jh. sind die Biga- und Quadriga-Motive (Zwei- und Vierspänner), die später in der römischen Prägung wieder auftauchen. In Babylon und Persien finden sich auf Münzen des Königs Darius (510-486 v. Chr.) die ersten Darstellungen des Herrschers in Form einer bogenschießenden Knielauf-Figur. Die ersten lebensechten Herrscherbildnisse treten erst bei persischen Satrapen und in der Nachfolge (Diadochen) Alexanders des Großen (336-323 v. Chr.) auf, wenn auch noch zurückhaltend in vergöttlichter Darstellung. Sie häufen sich dann in hellenistischer Zeit und werden fast zur Regel auf Geprägen der römischen Kaiserzeit, die die Kaiser und deren Familie darstellen. 
Die römische Münzprägung orientierte sich im Wesentlichen an den griechischen Vorbildern, auffällig ist die Häufigkeit der Personifikationen, wie z.B. die Darstellung der Roma als geographische Personifikation Roms. Das Geschichtsbewusstsein der Römer, in Bezug auf die Abstammung des Geschlechts (Gentes), das bis auf alte Sagen und Kulte zurückverfolgt wird, gewinnt Bedeutung für die Münzprägung der um die Macht konkurrierenden Familien des römischen Reichs seit dem 1. Jh. v. Chr. (Münzbildnis). Auf Münzbildern werden Götter und Heroen dargestellt, auf die die politisch einflussreichen Staatsmänner und Feldherren aus den vornehmen Familien ihre Herkunft zurückführen. Auch Schlachten, militärische und politische Erfolge und Eroberungen werden als Propaganda auf Münzen verherrlicht dargestellt. Darauf beziehen sich auch die Legenden, die in den Umschriften abgekürzt zu den üblichen Titeln wie AUG(USTUS), CAES(AR), IMP(ERATOR), CO(N)S(UL) und CENS(OR) treten: Ehrennamen wie GERM(ANICUS), BRIT(ANNICUS) oder PART(HICUS), aufgrund von Siegen der Herrscher über diese Völker. Später finden sich auch Zusätze wie MAXIMUS, INVICTUS, PIUS oder DIVUS bzw. DIVA, letztere auf Consecrationsmünzen, die Pfauen, Adler oder Altäre darstellen. In der späten Kaiserzeit orientieren sich die Götterdarstellungen zunehmend an der orientalischen, vor allem an der ägyptischen Götterwelt (Sol-Typen); in konstantinischer Zeit tauchen die ersten christlichen Symbole auf, allerdings beschränkt auf Christogramm und Kreuz. Die Vielfalt der Darstellungen verkümmert seit dem 3. Jh. v. Chr. mit dem allgemeinen Kulturverfall. Von den römischen Geprägen werden in der germanischen Völkerwanderungszeit bzw. im Byzantinischen Reich nur noch die Kaiserdarstellung, die beiden christlichen Motive und die Darstellung der Victoria übernommen. 
In Byzanz erscheint unter Kaiser Justinian II. (685-695 und 705-711) zum ersten Mal die Christusdarstellung, die in der Periode des Bildersturms wieder verschwindet. In der 2. Hälfte des 9. Jh.s taucht das Motiv wieder auf und wird neben der Darstellung der Jungfrau Maria bestimmend für die byzantinische Prägung bis zum Ende des Reichs. Ein weiteres Charakteristikum byzantinischer Münzbilder sind die Ganzfigurdarstellungen und das Stufenkreuz. Die Beschriftungen byzantinischer Münzen zeigen griechische Zahlzeichen und lateinische Buchstaben, wobei einige Buchstaben abweichen oder zu Ligaturen zusammengezogen sind. Die jüdischen Münzen und die islamischen Münzen tragen wegen des religiös motivierten Bilderverbots meist keine Münzbilder, sondern hebräische bzw. kufische Schriften. Die arabischen Münzen sind schon früher mit Jahresangaben geprägt als ihre europäischen Gegenstücke. Die europäischen Münzen sind zwar schon vereinzelt im Mittelalter mit Jahreszahlen versehen, eine regelmäßige Datierung erfolgt aber erst im 16./17. Jh.
Die germanischen Volksstämme übernehmen die Münzbilder von den Römern und Byzantinern, im Wesentlichen die Motive Büste-Kreuz und Büste-Victoria. Die Beschriftung wird häufig barbarisiert dargestellt, teils wohl aus Unkenntnis der Schrift. Die merowingischen Münzen waren so klein, dass sie keine Entfaltungsmöglichkeiten für bildliche Darstellungen boten. Die größeren karolingischen Münzen zeigen im Wesentlichen nur Kreuz und Schrift bzw. Monogramm, mit Ausnahme einiger weniger nach römischem Vorbild entstandener Bildnisdarstellungen Karls des Großen nach dessen Kaiserkrönung. Tor-, Schiff- und Hammer-Amboss-Darstellungen sind eher als Münzstättenzeichen zu verstehen. Die Beschriftung verbessert sich, um später wieder zu verwildern. Die sinnlosen Buchstabenreihen oder buchstabenähnlichen Zeichen (Trugschrift) zeugen von mangelnder Schriftkenntnis der Stempelschneider. Eine Ausnahme bildet der Christiana-religio-Typ mit der Darstellung eines Tempels, der auch in der Zeit sächsisch-fränkischer Herrschaft übernommen wird; dazu treten Pfennige vom sog. Holzkirchen-Typ (Otto-Adelheid-Pfennige). Mit der Vergabe der Prägeberechtigung an geistliche, fürstliche (seit dem 10. Jh.) Münzherren, später auch an städtische Münzstände, erweitern sich die bildlichen Motive. Im Mittelalter finden sich viele Darstellungen christlicher Heiliger als Stifter von Klöstern, Domen und Kirchen (Stifterbildnisse) und Bildnisse von geistlichen und weltlichen Münzberechtigten sowie von Kaisern und Königen. Auch Bauten (Kirchen, Pfalzen, Burgen), Landschaften und Städtebilder tauchen auf. Die christliche Symbolik entwickelt sich (z.B. Agnus Dei, die Hand Gottes), Ornamente, Tiere und die Wappendarstellungen erscheinen. Die einseitigen, aber im Durchmesser großen Brakteaten des 12./13. Jh.s boten künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten, die von den anonymen Künstlern des Mittelalters meist genutzt wurden. Deshalb zählen die Brakteaten auch zu den schönsten Münzen des Mittelalters. Im Mittelalter gab es auch Münzen ohne Beschriftung, sog. stumme Münzen. Die im 13./14. Jh. aufkommenden Goldmünzen und silbernen Groschen gaben den Stempelschneidern einen noch breiteren Raum. In dieser Periode verbreitete sich z.B. der Floren und machte die in ganz Europa kopierten Münzbilder, Johannes den Täufer und die heraldische Lilienblüte bekannt. Die Beschriftung ist im gesamten Mittelalter in buchlateinischer Sprache, die bis in die Neuzeit dominiert. In der Regel werden Majuskeln (Großbuchstaben) verwendet. Manche Münzen wurden von ihrem Münzbild abgeleitet, wie z.B. der Kreuzer. Viele volkstümliche Bezeichnungen für Münzen gehen auf das Münzbild zurück. 
Das von den Künstlern der Renaissance seit dem 15. Jh. auf Medaillen bevorzugte und weiterentwickelte Porträt wurde erstmals auf dem Testone in die Münzprägung übernommen. Das Münzbild der Neuzeit setzte sich weitestgehend mit dem Taler durch, vor allem in der Kombination Porträt des Münzherrn und Wappen. Die künstlerisch prachtvollste Phase erreichte die Talerprägung zur Zeit des Barock. Die Beschriftung weist eine Tendenz zu immer drastischeren Abkürzungen auf, die sich mit Hilfe eines Legenden-Lexikons auflösen lassen. Auch der Wahlspruch bzw. die Devise werden in der Neuzeit gebräuchlicher. Die Wertbezeichnung auf Münzen setzt sich allgemein erst im 16. Jh. durch, zuvor erkannte man das Nominal an Bild, Größe und Gewicht. Mit dem klassizistischen Stil setzt sich die sachliche Abbildung von Staatssymbolen und der Wertbezeichnung (Wert im Kranz) bei Umlaufmünzen durch, etwa seit napoleonischer Zeit. Die Funktionalität (u.a. Automatentauglichkeit) moderner Münzen lässt nur sehr begrenzten künstlerischen Spielraum zu. Lediglich Medaillen und Gedenkmünzen bieten den Stempelschneidern und Medailleuren noch einen Raum zur freieren künstlerischen Entfaltung. Auch auf diesem Gebiet setzt sich im 20. Jh. verstärkt die Sachlichkeit der thematischen Vorgaben durch.