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Muschelgeld

Traditionelle Bezeichnung für vormünzliche Zahlungsmittel, die in Gebieten Asiens, Afrikas, Amerikas und Ozeaniens umliefen. Da die Mehrzahl des Schmuckgelds nicht aus Muschelschalen, sondern aus den Gehäusen von Schnecken( Kaurigeld) hergestellt wurde, ist der treffendere wissenschaftliche Begriff eigentlich Molluskengeld. Die wichtigste Form des Molluskengeldes liegt in Gestalt von Scheibchen vor, die (wie Perlenketten) an Schnüren aufgezogen sind. Die Muschelgeldschnüre wurden nach ihrer Länge bewertet und waren zur einfacheren Bewertung manchmal mit Messperlen versehen. Das Molluskengeld war sehr wertbeständig, da der Arbeitsaufwand und die Schwierigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung den Umlauf der Geldschnüre natürlich regulierten. Auf einigen Inseln Melanesiens haben sich ein paar Arten des traditionellen Geldes bis heute erhalten und werden vorwiegend als rituelle Zahlungsmittel z.B. für den Brautkauf benutzt.
Die Herstellung des Muschelgelds lag in der Regel in den Händen von Familien, die an der Küste oder auf kleinen vorgelagerten Inseln lebten, wo genügend Muschelschalen und Schneckengehäuse vorhanden waren. Mithilfe eines Stößels wurden die Schalen in kleine Stücke zerbrochen und mit einem Drillbohrer - früher ein Holzstab mit Flintsteinspitze - durchbohrt. Die Plättchen wurden aufgefädelt, an einem langen Balken aufgespannt und rund geschliffen. Dazu zogen früher ein oder zwei Männer stundenlang einen harten, ausgekehlten Stein über die Schnur, bis die Stücke genügend gerundet waren. Die Frauen sortierten die Stücke nach Farbe und Qualität zu passenden Ketten bestimmter Länge und fädelten sie auf. Der Herstellung solcher Geldketten zum Kauf einer Braut konnte mehrere Jahre in Anspruch nehmen.