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Pistrucci, Benedetto

Pistrucci Crown

Italienischer Gemmenschneider, Münzgraveur und Medailleur, der sich mit Kameen und Gemmen in Pisa, Florenz und Rom einen Namen machte. Im Jahr 1814 kam der Künstler nach Paris, wo er ein Wachsmodell von Napoleon Bonaparte anfertigte. Nach der Niederlage Napoleons floh der Künstler noch vor der Ankunft der Alliierten in Paris (1815) nach London. Als gelernter Gemmenschneider war es Pistrucci gewohnt, künstlerische Entwürfe sofort in Stein zu schneiden. Diese Fähigkeit wurde an der Royal Mint schnell erkannt. Zudem hatte er bereits mit Kopiermaschinen gearbeitet und führte 1819 auch ein frühes Modell (Panthograph) an der Londoner Münze ein. Bald schnitt er die ersten Stempel für die neuen englischen Münzen. Sein berühmtester Stempelschnitt ist wohl die Rückseite der nach ihm benannten Pistrucci-Crown (1818). Sie zeigt zum ersten Mal das Motiv "St. George Slaying the Dragon" (St. Georg tötet den Drachen), das dann auf einer langen Reihe von Sovereigns und englischen Goldmünzen bis heute erscheint. Anfänglich wurde Pistrucci dafür kritisiert, den Drachen nicht schön genug und St. Georg (Patron von England) nackt dargestellt zu haben. 
Da die fein geschnittenen Modelle Pistruccis aus technischen Gründen nicht immer für die Münzprägung geeignet waren, kam der Künstler in Konflikt mit Thomas Wyon, der bald Chefgraveur wurde und damit die Oberaufsicht über die Münzstempel führte. Der wachsende Einfluss des englischen Chefgraveurs hatte zur Folge, dass Pistrucci keine Aufträge mehr bekam, offizielle Münzen zu entwerfen. Zwar beschäftigte sich Pistrucci nun erfolgreich mit der Herstellung von Stahlstempeln, die eine technische Lösung des Problems erlaubten, fein geschnittene Modelle für die Münzprägung einzusetzen. Als "Fremder" ohne Protektion musste er sich aber mit wenigen Sonderaufträgen (Krönungsmedaillen von König Georg IV., William IV. und Königin Victoria) begnügen. Sein Lebenswerk ist die "Waterloo Victory-Medaille", die ihn jahrelang beschäftigte. Die Medaille ist nie geschlagen worden, da man befürchtete, die beiden riesigen Stempel (mit einem Durchmesser von über 15 cm) könnten brechen. Das ungehärtete Stempelpaar ist heute im Museum der Londoner Münzstätte zu besichtigen.