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Papst

Vom lat. "papa" (Vater) abgeleitet, ist ursprünglich der Titel für den Nachfolger des Apostels Petrus als Bischof von Rom, der schon in konstantinischer Zeit die Vormachtstellung vor allen anderen Bischöfen beanspruchen konnte. Im Westteil des Römischen Reichs entstandenen Machtvakuum behauptete sich Leo I. (440-461) als "heimlicher weströmischer Kaiser". Er war nicht nur Bischof von Rom, sondern der erste eigentliche Papst und Begründer des römischen Primats. Andererseits entwickelte sich mit dem (griechischen) Patriarchen von Konstantinopel ein Rivale, der seit den Konzilen von Konstantinopel (381) und Chalkedon (451) den Machtbereich des (lateinischen) Papsttums auf das Abendland einschränkte. Der Primat des Papstes konnte sich erst langsam und nicht ohne Rückschläge durchsetzen. Die Bischöfe von Aquileia, Ravenna und Mailand nahmen lange Zeit eine Sonderstellung ein, die nordafrikanische Kirche akzeptierte den päpstlichen Primat erst, nachdem sie auf die Hilfe Roms (Wandaleneinfall) angewiesen waren. Nach dem Zerfall des ostgotischen Reichs mussten sich die Päpste dem byzantinischen Kaiser unterordnen. Die Päpste blieben Untertanen des jeweiligen byzantinischen Herrschers, die Bevölkerung war steuer- und tributpflichtig gegenüber dem byzantinischen Kaiser Justinian (527-565 v. Chr.). Dieser gab den Päpsten 554 v. Chr. neue Befugnisse, u.a. die Kontrolle über Maße und Gewichte. Diese Vorrechte schufen die Basis für Gregor I. (590-604) - den ersten Mönchpapst -, den päpstlichen Besitz zu zentralisieren und die politischen und verwaltungstechnischen Aufgaben Roms zu übernehmen. Die Bestätigung der Papstwahl wurde 685 v. Chr. von Byzanz an den Exarchen von Ravenna übertragen. Um die langobardische Bedrohung abzuwenden, verbanden sich die Päpste mit der fränkischen Dynastie der Karolinger. Durch die von den nachfolgenden Karolingern bestätigte Pippinsche Schenkung (754 v. Chr.) bildete sich der Kirchenstaat aus dem Exarchat von Ravenna, dem Dukat von Rom und anderen Gebieten. Als erster Papst ließ Hadrian I. (772-795) Münzen prägen. Mit Unterbrechungen dauerte die päpstliche Prägung bis zum Ende des Kirchenstaats 1870. 
Mit dem Zerfall des Karolingerreichs geriet das Papsttum in die Hände römisch-italienischer Adelsparteien und danach der deutschen Kaiser (Ottonen, Salier). Erst im 11. Jh. begann mit der cluniazensischen Reformbewegung eine Stärkung des Papsttums und eine Schwächung des Kaisertums. Auch die Verselbstständigung der Ostkirche (1054) trug zur inneren Stärkung der abendländischen Kirche bei. So konnte Papst Gregor VII. (1073-1085) im "Dictatus Papae" die Suprematie des Papstes über die Kirche und die Vormachtstellung über die weltliche Gewalt behaupten. Der Investiturstreit entzweite Kaiser- und Papsttum. Im beginnenden 13. Jh. erreichte Papst Innozenz III. (1198-1216) die höchste Entfaltung päpstlicher Macht. Politisch von den französischen Königen entmachtet, musste Clemens V. (1305-1314) Rom verlassen und residierte - wie seine Nachfolger - bis 1376 in Avignon (Babylonische Gefangenschaft). Das abendländische Schisma (1378-1417), während dessen sich drei Päpste gleichzeitig gegenüber standen, erschütterte die verbliebene Autorität der Päpste. Das von Kaiser Sigismund einberufene Konstanzer Konzil (1414-1418) reformierte noch einmal kurzfristig den Konzilsgedanken, aber bereits der durch das Konzil gewählte Martin V. (1417-1431) und sein Nachfolger Eugen IV. (1431-1447) setzten erneut die Idee des päpstlichen Primats durch. In der Nachfolge wandten sich Renaissance-Päpste der weltlichen Seite zu: Ihre Residenzen entwickelten sich zu geistigen und künstlerischen Zentren Europas. Hinter dem Glanz und der Pracht der Renaissance breitete sich Vetternwirtschaft und Sittenlosigkeit aus. Paul III. (1534-1549) wandte sich wieder geistlichen Aufgaben zu. Das Konzil von Trient (1545-1563) stärkte die Stellung des Papstes und schuf die Grundlage zur inneren Erneuerung des Papsttums. Das 17. und 18. Jh. brachte den allmählichen Niedergang der weltlichen Macht des Papsttums, den die Französische Revolution besiegelte: Pius VI. (1775-1799) starb in französischer Gefangenschaft, Napoleon annektierte 1809 den Kirchenstaat und nahm Pius VII. (1800-1823) gefangen. Nach der Wiederherstellung des Kirchenstaats durch den Wiener Kongress (1815) geriet der Vatikan in die Konflikte der italienischen nationalen Befreiungsbewegung. Nachdem die französische Schutzmacht aufgrund des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 Rom verlassen musste, ging der letzte Rest des dem Papst verbliebenen Kirchenstaats als Hauptstadt Italiens in den jungen Nationalstaat ein. Danach trat eine Prägepause ein, die erst mit der Schaffung des Vatikanstaats 1929 endete. Seitdem prägten die Päpste Vatikanmünzen im Einklang mit der italienischen Lire-Währung, eine Umstellung auf den Euro wird derzeit erwogen.