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Börse

Marktveranstaltung an örtlich klar begrenzten Treffpunkten zu fest vorgeschriebenen Zeiten, bei der vertretbare (fungible) abwesende Güter gehandelt werden. Das Wort wird vom lateinischen „bursa“ (Lederbeutel) oder von der Brügger Kaufmannsfamilie Van der Buerse abgeleitet. Obwohl in der Antike und im Mittelalter in bedeutenden Handelsstädten schon börsenähnliche Treffen stattfanden, ist die Regelmäßigkeit der Treffen erst im Spätmittelalter verbürgt. Die erste spätmittelalterliche Börse wurde wohl 1409 in Brügge gegründet, Antwerpen folgte 1460 und Lyon 1462. Im 16. Jh. entwickelte sich Amsterdam zur ersten Effektenbörse (Effekte) im engeren Sinn. Festverzinsliche Wertpapiere, überregionale Anleihen und Obligationen wurden gehandelt. Mit der Einführung der Aktien der Niederländischen Ostindischen Companie kamen seit 1602 auch noch Geschäfte mit Dividenden und Beteiligungspapieren hinzu. Im 16. Jh. wurden die Börsen von Toulouse (1546), die bis heute wichtige Royal Exchange (1554) in London (seit 1773 die London Stock Exchange) sowie die Börse in Rouen (1566) eröffnet. Der aufstrebende Handel mit den Kolonien sorgte im 17. Jh. für eine immense Steigerung der Umsätze an den bestehenden Börsen. Mit der Gründung der Börsen in Paris (1724), Wien (1753) und der New York Stock Exchange (1792) kamen wichtige Kapitalumschlagsplätze hinzu.

In Deutschland waren Augsburg und Nürnberg die bedeutendsten Börsenplätze in der 1. Hälfte des 16. Jh.s, in der 2. Hälfte des Jh.s waren dies Hamburg (1558), Köln (1566) und Danzig (1593). Es folgten Börsengründungen in Lübeck (1605), Königsberg (1613), Bremen (1614), Frankfurt am Main (1615), Leipzig (1635) und 1716 schließlich die Gründung der Berliner Börse. Es handelte sich zunächst um reine Wechselbörsen, erst im Laufe des 19. Jh.s wurden fungible Inhaberpapiere auf breiter Basis mobilisiert. Bis zur Reichsgründung 1871 blieben die Berliner und die Frankfurter Börse etwa gleichrangig, dann setzte die Berliner Börse - aufgrund der Industrialisierung und dem Ausbau zur Hauptstadt - mehr Kapital um. Die Frankfurter Börse entwickelte sich wegen der Bedeutung Frankfurts als Handels- und Messeplatz und bedingt durch die guten Beziehungen jüdischer Finanzkreise zur Wiener Börse eher zur Anleihebörse, bei der das Aktiengeschäft im Vordergrund stand.