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Belagerungsmünzen

Sammelbezeichnung für Notmünzen in belagerten Städten und Festungen zur Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs und zur Bezahlung der Soldaten. Diese Münzen wurden meist in Klippenform (Klippen), aber nicht immer mit vollem Metallwert ausgegeben und sollten nach dem Krieg gegen Kurantgeld umgetauscht werden, was aber nicht immer eingehalten wurde. Die Münzbilder waren sehr einfach gestaltet, meist mit Inschriften, Abkürzungen der einzelnen Nominalen und/oder dem Stadtwappen versehen.
Zu den ältesten Belagerungsmünzen zählen die römischen, die anlässlich der Belagerung der Engelsburg 1527 (Sacco di Roma) ausgegeben wurden . Zwei Jahre später wurden im (von den Türken) belagerten Wien die ersten deutschen Belagerungsmünzen hergestellt. Besonders häufig wurden Belagerungsmünzen in Jülich (1543, 1610, 1621) ausgegeben, das in Religionsstreitigkeiten, den Niederländischen Unabhängigkeitskrieg (80-jähriger Krieg) und den Jülich-Kleveschen Erbfolgekrieg verwickelt war. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) entstanden z.B. in Frankenthal 1623, in Greifswald 1631 und in Neubreisach 1633 Belagerungsmünzen. Besonders typenreich fielen die englischen und irischen Notmünzen während des Bürgerkriegs (1642-1648) aus (Inchiquin- und Ormonde-Money), die zur Bezahlung der regulären Truppen und von den Aufständischen ausgegeben wurden. Interessant sind die klippenförmigen Tellerrandstücke, die der französische General Mélac1702 während der Belagerung der Festung Landau durch die Kaiserlichen aus dem Silbergeschirr schneiden und an allen Ecken mit der bourbonischen Lilie beprägen ließ, um Beschneidungen vorzubeugen. 1703 ließ der Belagerungskommandant Prinz Alexander von Württemberg in der pfälzischen Stadt das Silbergeschirr zuerst einschmelzen und dann auswalzen, bevor daraus Klippen entstanden. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurden im belgischen Tournai im Jahr 1709 Silberklippen mit dem Brustbild des französischen Festungskommandanten de Surville geprägt. Im Nordischen Krieg (1700-1725) wurde 1715 im belagerten Wismar die Geldmenge einfach durch Gegenstempelung erhöht. Fehlte es an Silber, griff man auf Papier zurück, z.B. 1791 in Lyon. Seit den Napoleonischen Kriegen wurde neben Münzen auch Papiergeld als Belagerungsgeld ausgegeben.

Landauer Belagerungs-Klippe zu 2 Gulden 8 Kreuzer

Landauer Belagerungs-Klippe zu 2 Gulden 8 Kreuzer