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Antike Münzen

Die numismatische Grobeinteilung in Antike, Mittelalter und Neuzeit hat – trotz aller Probleme historischer Periodisierung – immer noch Bestand, zumindest für den europäischen Kulturkreis. In der Antike, die als Wiege unserer Kultur gilt, wurde die Münze mit figürlichen Darstellungen und festgelegten Gewichtsstandards von den Griechen überhaupt erst erfunden. Die erste Stufe der Entwicklung geht im 7.Jh. v. Chr. vom Bereich Lydien-Ionien aus. Das beweisen die Funde aus Ephesos, auch wenn die Geldfunktion der ersten kruden Stücke aus Elektron mit einfachen figürlichen Darstellungen nicht vollständig geklärt ist. Jedenfalls entwickelten die Griechen noch in archaischer (6. Jh.) und vor allem in klassischer Zeit (von den Perserkriegen bis zu Alexander dem Großen) eine nahezu unübersehbar große Anzahl schöner und wertvoller Stücke mit Darstellungen von Göttern, Heroen, Tieren, Pflanzen, Früchten und Motiven aus der Mythologie. Die Münze verbreitete sich schnell in der gesamten griechischen Staatenwelt und den angrenzenden Regionen: In Griechenland, den Inseln in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer, Kleinasien, der Region um das Schwarze Meer, Phönizien, Ägypten, Nordafrika, Unteritalien und Sizilien und sogar im feindlichen Perserreich. Bei den geprägten Nominalen handelte es sich in der Regel um Statere aus Elektron und Gold, silberne Drachmen und Oboloi (später auch in Bronze) sowie deren Teil- und Mehrfachstücke. Sie wurden zu verschiedenen lokalen Münzfüßen geschlagen, der wichtigste war der attische Münzfuß. Seine Durchsetzung verdankt der attische Münzfuß vor allem den Eroberungszügen Alexander des Großen (336-323 v. Chr.), der ihn fast im ganzen Orient verbreitete. Die Eroberungszüge des Makedonenkönig leiteten die hellenistische Periode der Münzprägung ein. Er eroberte ein Reich, das sich bis an den Indus nach Osten ausdehnte. Seine Nachfolger (Diadochen) gründeten königliche Dynastien, die die besiegten Völker hellenisierten. In den Königreichen der Seleukiden und Ptolemäer, im pontischen und makedonischen (Griechenland, Thrakien) Königreich, in den Reichen von Pergamon, Bithynien, Kappadokien, Parthien und Baktrien (im äußersten Osten liegend) wurden Münzen geprägt, die zu den griechischen Münzen der Antike zählen. Mit der Hellenisierung weiter Teile des Orients – die ihrerseits in der Vergangenheit schon eine eigenständige Hochkultur entwickelt hatten (Zweistromland, Ägypten, Phönizien) – durch eine dünne griechische Oberschicht, war auch eine Veränderung des Hellenismus verbunden. Der ursprünglich dem Orient zugeschriebene Herrscherkult veränderte nachhaltig das Gepräge der hellenistischen Periode: Charakteristisch ist das Herrscherporträt der Könige, das nun anstelle der Götterdarstellungen das Münzbild der griechischen Nominale ziert (Apotheose). Mit steigendem politischen Einfluss Roms sank die späthellenistische Münzprägung allmählich zu lokaler Bedeutung herab.

Das römische Münzwesen entwickelte sich vergleichsweise spät aus der italischen Bronzewährung (Aes rude), aus der im ausgehenden 4./beginnenden 3. Jh. das standardisierte Aes signatum hervorging. Nach 275 v. Chr. wurden die ersten Bronzemünzen (Aes grave) gegossen. Der Einfluss des Silbergelds der griechischen Kolonisten in Unteritalien brachte Rom kurz vor dem 1. Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) die erste Prägung von silbernen Didrachmen. Es wird angenommen, dass ein Teil dieser Silberprägungen in Süditalien für die Römer hergestellt wurde. Die ersten Goldprägungen (Mars-Adler-Gold) erschienen während des 2. Punischen Kriegs (218-201 v. Chr.). Eine Münzreform um 211 v. Chr. brachte die Einführung des silbernen Denars (zu 10 Asses) mit sich, der mit geringen Gewichtsverminderungen für 400 Jahre die wichtigste Münze Roms wurde. Die Prägung der miteingeführten silbernen Quinare und Sesterzen wurde bald darauf ausgesetzt und (unter veränderten Bedingungen) später wieder aufgenommen. Die Silbermünzen zeigten ein starres Gepräge (Vs. Roma- oder Bellonakopf mit Wertzahl X, V oder IIS / Rs. Dioskuren mit Pferden), das sich um die Mitte des 2. Jh.s v. Chr. zugunsten reicherer Darstellungsformen mit symbolischen, mythologischen und historischen Bezügen veränderte. In der Epoche der Bundesgenossen- und Bürgerkriege im 1. Jh. v. Chr. entdeckten die Römer die Münze als Mittel zu Propagandazwecken, was vor allem Cäsarauszunutzen verstand. Er war der erste Römer, dessen Bildnis auf römischen Münzen erschien. Aus der Goldbeute seiner Kriegszüge wurde der goldene Aureus zu 25 Denaren geprägt, der als Goldmünze des römischen Reichs bis zu Konstantin dem Großen (307-337) regelmäßig ausgegeben wurde. Seine Nachfolger waren der Solidus und der Drittelsolidus (Triens), die bestimmenden Goldmünzen der Spätantike.

Bei der Einteilung der antiken Münzen haben sich grundsätzlich chronologische und geographische Ordnungskriterien gegen stilistische, nominalistische oder typologische Gesichtspunkte durchgesetzt. Neben den Geprägen Griechenlands und des römischen Reichs werden häufig auch zeitgleiche Prägungen aus Iran, Ostiran, China, Indien, Axum (Äthiopien) und Münzen der Kelten, Germanen und Juden zu den antiken Münzen gezählt. Das Zeitalter der Antike wird historisch mit dem Untergang des weströmischen Reichs als beendet angesehen.