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Seleukiden

Bei den Seleukiden handelt es sich um eine Diadochendynastie in Vorderasien. Sie ist nach dem Gründer des Seleukidenreichs Seleukos I. „Nikator“ benannt, der einer vornehmen Makedonenfamilie entstammte. Seleukos I. wurde 358/354 v. Chr. geboren und 281 v. Chr. ermordet. Nach 281 v. Chr. waren seine Nachkommen über Generationen die Herrscher über den hellenistischen Diadochenstaat. Das Kernland der Seleukiden befand sich in Syrien, Mesopotamien und der Elymais. Auf ihrem Höhepunkt fielen weite Teile Kleinasiens, Syrien, Mesopotamien, Medien, die Persis, Parthien und Baktrien unter die Herrschaftsgebiete der Seleukiden. Das ehemalige Großreich ging jedoch 65 v. Chr. nieder.

Gründung der Dynastie der Seleukiden

Seleukos I. beteiligte sich am Asienzug Alexanders des Großen und erhielt bei der Aufteilung des Erbes nach dessen Tod die Satrapie Babylonien. Als Satrapien bezeichnete man die jeweiligen Provinzen. Von dem Diadochen Antigonos I. vertrieben, floh Seleukos 316 v. Chr. zu Ptolemaios I., mit dessen Hilfe er nach 312 v. Chr. nach Babylonien zurückkehren und die vorläufige Hauptstadt Seleukeia (am Tigris) gründen konnte.

Zwischen 311 und 304 v. Chr. dehnte sich seine Herrschaft nach Osten bis zum Indus aus. Um 305 v. Chr. nahm er den Königstitel an und begann später den Herrscherkult aufzubauen, nach dem der König als Gott verehrt wurde. Danach wandte er sich nach Westen und gewann 301 v. Chr. Syrien, jedoch ohne Koilesyrien, das (neben Phönizien) zum Zankapfel mit den Ptolemäern wurde. Der Schwerpunkt des Seleukidenreichs verlagerte sich seitdem nach Nordsyrien mit der Hauptstadt Antiochia (heute Antakya), die Seleukos I. um 300 v. Chr. am Orontes gründete.

Im Jahr 298 v. Chr. heiratete er – ohne sich von seiner ersten Frau Apame zu trennen – Stratonike, die Tochter des Antigoniden Demetrios I. „Poliorketes“, den Seleukos I. 285 v. Chr. in Gefangenschaft setzte. Nach Demetrios' I. Tod 283 v. Chr. vermählte Seleukos I. Stratonike mit seinem Sohn und Mitregenten Antiochos I. „Soter“ (281–261 v. Chr.).

Mit der Eroberung großer Teile West- und Süd-Kleinasiens erreichte das Großreich der Seleukiden eine beeindruckende Ausdehnung. Mit Ausnahme Ägyptens, Thrakiens und Makedoniens war der Großteil des Erbes des Alexanderreiches an Seleukos I. gefallen. Beim Versuch, Thrakien und Makedonien zu erobern, wurde er von Ptolemaios Keraunos 281 v. Chr. ermordet. Alleinherrscher über das Reich der Seleukiden wurde sein Sohn Antiochos I.

Entwicklung und erste Syrische Kriege

Wie schon sein Vater gründete Antiochos I. seine Macht als neuer Herrscher auf eine dünne griechisch-makedonische Bevölkerungsschicht, die er ebenfalls in Städteneugründungen (Kolonien) ansiedelte. Trotz Antiochos' I. Sieges über die Kelten (275 v. Chr.), die er ins spätere Galatien zurückdrängte, verlor er durch Niederlagen im Ersten Syrischen Krieg (274–271 v. Chr.) gegen die Ptolemäer und gegen Eumenes von Pergamon (262 v. Chr.) Gebiete in Kleinasien und Syrien.

In die Regierungszeit seines Sohnes, Mitregenten und Nachfolgers Antiochos II. „Theos“ (261–246 v. Chr.), fielen die ersten Einfälle der Parther im Nordosten und die Rebellion des baktrischen Satrapen, der zum ersten unabhängigen König Diodotos I. von Baktrien (256–239 v. Chr.) wurde. Nach Beendigung des Zweiten Syrischen Krieges (260–253 v. Chr.) verstieß König Antiochos II. seine erste Frau Laodike und heiratete die Ptolemäerin Berenike „Syra“ in zweiter Ehe.

Durch die Vergabe der Erbnachfolge an seinen Sohn aus erster Ehe, den späteren König Seleukos II. (246–226/5), provozierte Antiochos II. Erbstreitigkeiten. Das Eingreifen Ptolemaios' III. auf Seiten seiner Schwester Berenike und ihres Sohnes löste den Dritten Syrischen Krieg (246–241 v. Chr.) zwischen Seleukiden und Ptolemäern aus. Zwar konnte Seleukos II. seinen Erbanspruch durch die Ermordung Berenikes und ihres Sohnes durchsetzen, befand sich aber bis 218 v. Chr. im Krieg mit seinem jüngeren Bruder Antiochos Hierax, der unabhängig in Kleinasien regierte.

Untergang der Seleukiden

Im Osten gingen weite Teile Irans an die Baktrier und Parther verloren. Antiochos III. „Megas“ (223–187 v. Chr.) gelang es, durch Eroberungspolitik (Ostiran, Südsyrien, Kleinasien) und Verwaltungsreformen (Zentralisierung), das Seleukidenreich kurzzeitig zu alter Größe zurückzuführen. Nach Niederlagen gegen die Römer (191 und 190 v. Chr.) musste er Kleinasien an das mit Rom verbündete Pergamon abtreten und wurde zu Tributzahlungen an Rom verpflichtet, die über seine Regierungszeit hinaus wirksam blieben.

Auch die Expansionspolitik (Ägypten, Armenien, Medien) und Verwaltungsreformen (Städtegründungen, Hellenisierung) Antiochos' IV. „Epiphanes“ (175–166 v. Chr.) konnten den Niedergang des Seleukidenreichs im 2. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr aufhalten.

Folgende Faktoren trugen dazu bei, dass der Iran (160 v. Chr.), das Zweistromland und Judäa (129 v. Chr.) endgültig verloren gingen:

  • Ansturm der Parther im Osten
  • Eingriffe Roms im Westen
  • Selbstständigkeitsstreben orientalischer Bevölkerungsteile, insbesondere der Juden (Makkabäeraufstand)
  • Schwinden der griechisch-makedonischen Oberschicht

Das auf Syrien und Kilikien beschränkte Seleukidenreich wurde durch das Auftreten vorgeschobener Prätendenten und dynastischer Kämpfe zwischen zwei Linien des Hauses (seit 129 v. Chr.) geschwächt, die von den Ptolemäern gegeneinander ausgespielt wurden. In den Jahren 83 bis 69 v. Chr. hielt Tigranes von Armenien das syrische Rumpfreich besetzt, ehe Pompeius 64 v. Chr. Antiochos XIII. entthronte und Syrien zur römischen Provinz machte.

Münzprägung der Seleukiden

Seleukos I. gab eine breit angelegte Reihe von Bronzemünzen heraus. Diese sind in ihrer Vielfalt nur mit den später unter Antiochos IV. (175–164 v. Chr.) und erstaunlicherweise den in der kurzen Regierungszeit unter Alexander I. „Balas“ (150–145 v. Chr.) ausgegebenen Münzen vergleichbar. Eine Besonderheit der Bronzeprägung sind dicke, gezahnte Münzen mit einem sägeähnlichen Rand, die im 2. Jahrhundert v. Chr. ausgebracht wurden (vergleiche die römischen Serrati). Goldmünzen kommen bei den Seleukiden seltener vor.

Die Münzen der Seleukiden kommen aus verschiedenen Münzstätten, die sich unter anderem durch ihre Rückseiten unterscheiden. Die Stücke sind teilweise nach der seleukidischen Ära datiert, die im Jahr 312 v. Chr. begann. Die Münzen der letzten dynastischen Jahre lassen in Gestaltung und Stil nach und sind auch im Feingehalt verringert. In der heutigen Zeit sind sie als antike Münzen vor allem unter Numismatikern und Sammlern historischer Münzen beliebt.

Vorderseite einer Tetradrachme der Seleukiden unter Antiochos IV.    Rückseite einer Tetradrachme der Seleukiden unter Antiochos IV.

Tetradrachme des Seleukidenkönigs Antiochos IV. Epiphanes(175-164 v. Chr.)

Münzmotive der Seleukiden im Wandel der Zeit

Der Reichsgründer Seleukos ließ zunächst Münztypen nach dem Vorbild Alexanders des Großen prägen, die meist Alexander, griechische Götter und Heroen zeigen. Die Darstellung eines mit Horn und Zügel versehenen Pferdekopfes zeigen schon silberne Drachmen unter Seleukos I.

Das Pferdekopfmotiv ist auch auf Münzen seines Sohnes und Nachfolgers Antiochos I. zu sehen, unter anderem als Rückseitendarstellung auf Prägungen, die er zu Ehren seines Vaters ausgab. Die Vorderseiten zeigen das Porträt seines Vorgängers mit einem Horn über dem Ohr als Zeichen seiner Göttlichkeit.

Auffallend oft finden sich seit Antiochos I. Darstellungen des Gottes Apollon, meist unbekleidet mit Pfeil oder Bogen als stehende Figur, auf dem Omphalos (heiliger Stein von Delphi) sitzend oder als Kopfbild. Das Geschlecht der Seleukiden führte seine Abstammung auf Apollon zurück.

Unter Antiochos I. erscheint auch zum ersten Mal das eigene Porträt mit Diadem um den Kopf. Schöne Herrscherporträts sind typisch für die Prägung der Seleukiden und wurden als Meisterleistungen der hellenistischen Kunst gewürdigt. Später zeigen einige Porträtdarstellungen König und Königin gemeinschaftlich (unter anderem Demetrios I. und Laodike, Kleopatra I. und Antiochos VIII.). Einige der einst mächtigen Feldherren und Herrschern der Seleukiden sind uns nur durch ihr Porträt erhalten, das sie auf den antiken griechischen Münzen selbst prägen ließen.