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Acht-Reales-Stück

Deutsche Bezeichnung einer spanischen Großsilbermünze (Real de a Ocho) zu acht Reales, die zum ersten Mal unter dem Königspaar Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien nach der Pragmatischen Sanktion von Medina del Campo (1497) – wenn auch in geringer Anzahl – geschlagen wurde. Die Prägung wurde dann unter der Herrschaft Johannas und ihres Sohnes Carlos I. (1516-1556), der als Kaiser Karl V.(1519-1556) über ein Weltreich herrschte, in dem "die Sonne nie untergeht" (Deutsch-Römisches Reich, Niederlande, Spanien und seine Kolonien) in den 40er Jahren des 16. Jh.s wieder aufgenommen. Der Real dea ocho kam in den Münzstätten von Sevilla, Toledo, Burgos und Segovia zur Ausprägung. Unter König Philipp II. (1556-1598) entstand ein neues Münzbild: das durch ein Kreuz viergeteilte Wappen mit den Löwen und Türmen Kastiliens und Leons im Achtpass. Die schönsten frühen Acht-Reales-Stücke stammen aus der Münzstätte Segovia, in der 1582 ein mechanisiertes Prägewerk (Molino) eingeführt wurde. Sie unterscheiden sich durch die Prägeschärfe und saubere Ausführung von den groben Hammerprägungen der Münzstätten in Granada, Segovia, Toledo und Valladolid (im 17. Jh. kamen noch Madrid und Pamplona dazu). Seit 1586 erscheint auch das Prägejahr. Zwischen 1686 und 1700 entstanden in den Münzstätten Sevilla und Segovia die sog. Marias, Stücke zu 8, 4, 2 und 1 Real, die auf der Rs. unter dem Kreuz das Monogramm, die ineinander verschlungen Anfangsbuchstaben von Maria Anna tragen. Seit 1730 prägten in Spanien im Wesentlichen nur noch die Münzstätten von Madrid und Sevilla das Nominal. Der Untergang des spanischen Weltreichs im frühen 19. Jh. brachte das Ende des Acht-Reales-Stücks.

Der Silberreichtum in Gebieten der spanischen Kolonien Mittel- und Südamerikas erlaubte die massenhafte Prägung der Silbermünze (16. bis 18. Jh.), die zur führenden „Weltmünze“ wurde. Daran waren vor allem die Münzstätten Potosi (heute Bolivien) und Mexiko Stadt beteiligt, allein letztere soll nach Schätzungen im Zeitraum von 350 Jahren etwa 3 Milliarden Acht-Reales-Stücke oder Pesos, wie sie in Amerika genannt wurden, gemünzt haben. Aufgrund der großen Mengen fielen die Stücke oft sehr grobschlächtig aus, deshalb wurden sie auch als Macuquina (engl. Cob) bezeichnet. Die grobe Prägung führte in Europa zu der irrigen Annahme, die Stücke würden erst eilig auf dem Schiff geprägt, was ihnen die Benennung Schiffsgeld einbrachte. An der Londoner Börse wurde die Handelsmünze unter der Bezeichnung Piaster notiert; die Rückseitendarstellung der Herkulessäulen trugen ihr in Italien (und der Levante) den zusätzlichen Namen Colonnato ein, die deutsche Entsprechung lautet Säulenpiaster. Pesos, die vorwiegend aus der Münzstätte Mexiko stammten, waren als „Spanischer oder Mexikanischer Dollar“ (Spanish milled Dollars) in den Kolonien Nordamerikas und – nach deren Unabhängigkeit – in den Vereinigten Staaten bis zur Mitte des 19. Jh.s in Umlauf. Das Normgewicht der Stücke liegt bei einem Raugewicht von 27,5 g und einem Feingewicht von 25,56 g, das aber de facto geringfügig unterschritten wurde. Lange Zeit blieb das Feingewicht der „Weltmünze“ konstant und sank erst 1728 unter 25 g.