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Kyzikener

Die wohl wichtigsten Münzen aus Elektron in der antiken Welt, benannt nach dem Prägeort Kyzikos (heute Balkiz/Türkei) im nördlichen Kleinasien (Mysien), auf einer kleinen Halbinsel am Südufer des Marmarameeres gelegen. Im Hafen der bedeutenden Handelsstadt wurde vor allem Getreide aus Südrussland umgeschlagen. Der Handel wurde mit den Elektronmünzen abgewickelt, wie die häufigen Funde von Kyzikenern im südlichen Balkan und Russland zeigen. Als Mitglied des 1. und 2. Attischen Seebundes war Kyzikos eng mit den Geschicken Athens verknüpft. So war Kyzikos z.B. von der Handelsblockade betroffen, als eine spartanisch-persische Flotte um 394 v. Chr. den Bosporus sperrte, eine gegen Athen gerichtete Maßnahme gegen die Wiederbelebungsversuche des Attischen Seebundes. Die Prägung der Statere, seltener der Hekten (Sechstelstater) und des Hemihekton (Zwölftelstater) reichte vom frühen 6. Jh. v. Chr. bis in die Zeit Alexanders des Großen, dessen Goldprägung die Kyzikener ablöste. 
Der Stater aus Kyzikos hatte konstant ein Raugewicht von ca. 16 g und wurde aus natürlichem Elektron geprägt, was den schwankenden Feingehalt der Kyzikener erklärt. Auch zu einer Zeit, als die Metalltrennung schon bekannt war und andere Städte wie z.B. Phokaia das für die Münzprägung benutzte Elektron schon längst künstlich herstellten (phokäische Elektronmünzen), hielt Kyzikos an dem alten Herstellungsverfahren fest. Auch das Quadratum incusum wurde auf den Münzrückseiten beibehalten, selbst als andere Städte wie Mytilene die Münzrückseiten schon mit bildlichen Darstellungen versahen. Beständig erscheint auf der Vs. der Kyzikener das Wahrzeichen der Stadt, ein Thunfisch, als Beizeichen. Das Hauptmünzbild auf der Vs. ist außerordentlich variantenreich. Man geht davon aus, dass jedes Jahr ein neuer Typ erschien. Bis heute sind noch weit über 200 verschiedene Typen nachzuweisen. Die Münzbilder zeigen neben Bildnissen unbekannter Personen, Heroen, Fabelwesen, Tiere und Nachahmungen von Münzbildern anderer Städte auch die ersten Reproduktionen antiker Kunstwerke.