Siegel
Paramonetäre Formen, die als Zeichen der Echtheit des versiegelten Gegenstands (meist Schriftstücke oder Urkunden) im öffentlichen Rechtsleben dienten. Die Technik des Siegelschnitts (Petschafte) ist der Herstellung der Prägeeisen von Münzen und Medaillen verwandt und verlangt auch eine spiegelverkehrte Gravierung. Auch auf anderen Gebieten überschneiden und ergänzen sich Numismatik (Münzkunde) und Sphragistik (Siegelkunde). So ist z.B. die Deutung mittelalterlicher Gepräge nicht ohne Zuhilfenahme der Sphragistik möglich.
Siegel zählen zu den ältesten Zeugnissen der menschlichen Zivilisation und gehen der Entwicklung der Münze voraus. Die sog. Rollsiegel stammen aus den frühesten Hochkulturen Mesopotamiens im 3./4. Jahrtausend v. Chr. und wurden zur Kennzeichnung von Eigentum verwendet. Aus dem Siegel hat sich das Münzbild entwickelt, das die Griechen Sphragis nannten. Die ersten Münzen aus dem 7. und 6. Jh. v. Chr. waren Edelmetallbarren, die Siegelmarkierungen von Städten, Fürsten oder Kaufleuten trugen. In der Antike gibt es auch Beispiele dafür, dass die Siegel verschiedener Herrscher auch auf deren Münzbildern vorkommen, z.B. die Venus (Genetrix) bei Caesar. Im Byzantinischen Reich war die Verwendung von Bleibullen als Siegel gebräuchlich, die von einer Schnur durchzogen waren. Auch bei Kreuzfahrern, Päpsten und französischen und spanischen Königen waren solche Bullen in Gebrauch. Die Deutung mittelalterlicher Münzbilder wurde durch Erkenntnisse aus der Sphragistik (Siegelkunde) wesentlich erhellt. Seit dem hohen Mittelalter verwendeten weit mehr Personen und Institutionen Siegel als es Münzherren gab. Im Abendland verwendete man in der Regel Wachs und später Siegellack zur Versiegelung. Seit dem 16. Jh. wurden die Siegel zunehmend in einen stabilen Streifen eingepresst, später aufgedruckt.