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Obersächsischer Kreis

Einer der silberreichsten Reichskreise des Römisch-Deutschen Reichs war der Obersächsische Kreis (und Lausitz). Einige wichtige Münzstände vom Beginn der Neuzeit bis zum Ende des Alten Reichs (1806) waren die anhaltinischen Fürstentümer: Anhalt-Zerbst (1605-1767), A.-Köthen (1624-1751), A.-Bernburg (1635-1799), A.-Bernbg.-Harzgerode (1675-1698), A.-Dessau (1660-94), sowie Gemeinschaftsprägungen vor (1471-1595) und nach der Teilung von 1603 (von 1614-1689). Ferner zählt dazu (kurzfristig) der Deutsche Orden (1498-1525), das Herzogtum Preußen (1529-98), das Kurfürstentum Brandenburg bzw. Brandenburg-Preußen (1499-1700), seit 1701 das Königreich Preußen, das aufgrund seiner Vormachtstellung die Vereinheitlichung der deutschen Münzeinigung im 19. Jh. wesentlich bestimmte. Die Ernestinische (ca.1500-1559, auch Gemeinschaftsprägungen) und Albertinische Linie (Kursachsen) des Herzogtums bzw. Kurfürstentums Sachsens und die sächsischen Herzöge verschiedener Linien trugen zur reichen sächsischen Talerprägung bei. Auch die Grafen von Reuß bildeten verschiedene Linien aus, zuletzt gaben die Ältere Linie Reuß-Greiz und Reuß Jüngere Linie im 20. Jh. Reichsprägungen aus. Das Haus Schwarzburg (1496-1572) wurde 1599 geteilt in Schwarzburg-Sondershausen und -Rudolstadt, die Grafen beider Linien prägten zwischen 1601 und 1618 gemeinschaftlich, bevor die Trennung auch münzgeschichtlich vollzogen wurde. Die Grafschaft Stolberg (1500-1632) teilte sich 1638 in die Ältere (1659-1795, seit 1710 Stolberg-Wernigerode) und die Jüngere Hauptlinie (1644-1796, seit 1704 Stolberg-Stolberg), letztere prägte zwischen 1705 und 1801 auch gemeinschaftlich mit Stolberg-Rossla. Die Grafschaft Mansfeld (1486-1540, seit 1526 Vorderortlinie) teilte sich seit 1540 in mehrere Vorderortlinien (Bornstedt, Eisleben, Friedeburg, Artern), die alle eigenständig und 1619-1625 auch gemeinschaftlich prägten, und in die Hinterortlinien Schraplau (1540-1602) und die eigentlich Hinterortische Linie (1541-1665). Nach Erlöschen der protestantischen Linie Eisleben 1710 und der katholischen Linie Bornstedt 1780 wurden die Güter zwischen Preußen und Kursachsen aufgeteilt, Name und Wappen kam an das Geschlecht Colloredo, das nun den Namen Colloredo-Mansfeld führte (Österreichisch-Böhmischer Kreis). Ferner prägten die Grafen von Hohnstein (1513-1621) und Barby (1611-22) und die Herzöge von Pommern/ Pommern-Stettin (1489-1654) und Pommern-Wolgast (1581-1625). Das Herzogtum Pommern prägte unter den schwedischen Königen zwischen 1633 und 1814 schwedische Besitzungsmünzen. Der (protestantische) Schmalkaldische Bund prägte hessisch-sächsische Gemeinschaftsprägungen (1542-47). Schließlich gaben die Bischöfe Franz und Ulrich des Bistums Cammin (1615-22), die Äbtissinnen von Quedlinburg (1612-1759) und die Äbte von Walkenried (1657-1717) Münzen aus.
Die Stadt Berlin (ca. 1508-1621) prägte zuletzt zur Kipper und Wipperzeit brandenburgische Städtemünzen, wie Beeskow Brandenburg-Altstadt und B.-Neustadt, Kölln (Cöln) a.d. Spree, Stendal, Mittweida (alle 1621), Cottbus, Drossen, Fürstenwalde, Frankfurt (Oder), Guben, Küstrin, Luckau, Neuruppin, Perleberg, Prenzlau (alle 1621-22), Görlitz (1516-1623) und Sorau (1621-23). Das Münzwesen Erfurts (1515 ?/21-1670) hat Prägungen der Erzbischöfe von Mainz, städtische Prägungen und schwedische Besitzungsmünzen vorzuweisen. Schließlich wurden in der Stadt Greifswald im Dreißigjährigen Krieg Belagerungsmünzen (1631) ausgegeben.