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Guldiner

Zeitgenössische österreichische, süddeutsche und schweizerische Bezeichnung für die Großsilbermünzen im Wert eines Goldguldens, im Gegensatz zu den in Mittel- und Norddeutschland ausgeprägten Großsilbermünzen, die als Guldengroschen bezeichnet wurden. Der erste Guldiner wurde unter Erzherzog Sigismund von Tirol 1486 geschlagen. Der Guldiner war die erste Großsilbermünze nördlich der Alpen und markiert münzgeschichtlich den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Mit der Einführung der Großsilbermünzen entstand ein Münzsystem, das den gewachsenen wirtschaftlichen Bedürfnissen der Neuzeit Rechnung tragen konnte. Die Bezeichnung Guldiner hielt sich in den habsburgischen Landen, bis sich im 2. Drittel des 16. Jh.s, endgültig die Bezeichnung Taler durchsetzte.
Der Guldiner Sigismunds "des Münzreichen" war der erste Versuch im Römisch-Deutschen Reich, den Wert eines Goldguldens in Silber darzustellen. Damit musste die kleine Grafschaft Tirol, die für den deutsch-italienischen Handel sehr bedeutend war, nicht erst teuer Gold einkaufen, sondern konnte die eigenen Silberressourcen in und um die Stadt Schwaz zur Prägung nutzen. Im Jahr 1477 verlegte der Erzherzog seine Münzstätte von Meran nach Hall, in die Nähe der Schwazer Bergwerke. Mit der Gestaltung der Münzen beauftragte er auch italienische Künstler. Die Prägung des Guldiners war mit technischen Herausforderungen verbunden, die der Erzherzog und sein venezianischer Berater Anthoni de Caballis (in Tirol auch als Anthon vom Ross bekannt) schrittweise bewältigten: Zuerst wurde 1482 ein Halbstück des Pfundner, 1483 der Pfundner (6,3 g) und 1484 das Halbstück des Guldiners (15,8 g) geschlagen. Danach konnte erfolgreich der erste Guldiner geschlagen werden, der wegen seines Gewichts von ca. 31,7 g (935/1000 fein) auch Unzalis genannt wurden. Die Vs. zeigt die gekrönte Ganzfigur des Erzherzogs von vorn in voller Rüstung mit Zepter und Schwert, die Rs. die von einem Wappenkreis umschlossene Reiterfigur des Herrschers, darunter die Jahresangabe 1486. In den habsburgischen, süddeutschen (z.B. Württemberg) und lothringischen Landen, in schweizerischen Kantonen (z.B. Bern, Sitten, Solothurn, Unterwalden Zürich) sowie im Bistum Salzburg wurde die Prägung der Guldiner aufgegriffen. Dort entstanden noch um die Jahrhundertwende und in der ersten Hälfte des 16. Jh.s Guldiner, bevor sich die Talerprägung durchsetzte.