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Bodenseebrakteaten

Südschwäbische-Brakteaten, Constancienses

Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Brakteaten des 12. und 13. Jh.s aus dem Bodenseeraum. Im Unterschied zu anderen im mittelalterlichen Deutschland umlaufenden Hohlpfennigen charakterisiert diese Gruppe ihr verhältnismäßig kleiner Durchmesser von ca. 23 mm und vor allem ein verzierter Wulstrand. Die Randornamente bestanden bis etwa 1230 aus ca. 30 großen Perlen, dann aus einer Kombination von Kreuzen und Vierecken bzw. Kreisen, ab 1250 verzierte ein feiner Perlenkreis den wulstigen Hohlrand.
Die Pfennige der Bischöfe von Konstanz, in lat. Dokumenten Constancienses genannt, wurden zum Vorbild der Bodenseebrakteaten, die deshalb auch als Konstanzer Pfennige bezeichnet wurden. Um 1200 wurden in Anlehnung an diesen Leittyp u.a. in Konstanz, Radolfzell, Lindau, Überlingen, Ravensburg, St. Gallen, Kempten, Laufenburg und Toggenburg Pfennige geprägt. Nach 1230 beteiligten sich u.a. auch die Grafen von Markdorf, Montfort, Heiligenberg und Kyburg, kleine staufische Münzstätten, Kaufbeuren, Memmingen, Biberach und Buchau sowie die Münzstätten Buchhorn, Isny, Leutkirch und sogar schon das verhältnismäßig entfernte Ulm an der Prägung der Brakteaten. Damit waren die Hohlpfennige schon weit bis in den schwäbischen Raum hinein verbreitet. Deshalb spricht man gelegentlich auch von den südschwäbischen Brakteaten.
Durch die schnelle Zunahme der Prägeorte, darunter auch viele junge Prägestätten, war es schwierig, die Qualität der Münzen zu sichern. Dies versuchte ein Münzverein unter Leitung der Bischöfe, der 1240 das Gewicht des Pfennigs auf 0,46 g und seinen Gehalt auf 0,45 g fein festlegte. Nach der Münzordnung erlebten die Bodenseebrakteaten um die Mitte des 13. Jh.s ihre Blütezeit. Es erwies sich aber langfristig als zu schwierig, die Ausprägungen der verschiedenen Münztypen zu überwachen. Der Konstanzer Bischof versuchte 1275 noch einmal das Gewicht auf 0,435 g zu stabilisieren und schuf 20 Jahre später mit genau diesem Feingehalt einen Ewigen Pfennig, der sich ca. 50 Jahre halten konnte.

60312a00

Brakteat von Ulm