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Spindelprägewerk

Stosswerk, Anwurf

Auch Stoß- oder Balancierwerk (frz. balancier), wurde vermutlich in Italien erfunden. Die erste Verwendung eines noch einfachen Spindelwerks soll auf Donato Bramante (sehr eingeschränkt) und Benvenuto Cellini zurückgehen, es wurde hauptsächlich für die Herstellung von Medaillen benutzt. Um 1550 soll ein Spindelprägewerk des Augsburger Goldschmieds Max Schwab zur Prägung von Münzen verwendet worden sein. Bald darauf bemühte sich Elois Mestrelle, die Spindelprägung auch in Paris und London einzuführen, scheiterte aber am Widerstand der Münzer. Erst über hundert Jahre später wurde das Spindelprägewerk in allen größeren Münzstätten allgemein eingeführt.

Das ausgereifte Spindelprägewerk erlaubte eine präzisere und schnellere Prägung, bis zu 30 Münzen in der Minute konnten damit geprägt werden. Dabei wird der Oberstempel mittels einer Spindelschraube auf Schrötling und Unterstempel gesenkt. Zur Erzeugung des Prägedrucks wird die Kraft auf die Spindel durch eine doppelarmige Schwingachse übertragen, an deren Enden schwere Schwunggewichte befestigt sind. Die Schwungarme wurden durch mehrere Arbeiter mittels Zugriemen angeworfen oder angestoßen (später auch durch Dampfkraft oder Elektromotoren). Durch den Schwung und die Hebelkraft der schweren Gewichte war der Prägedruck so stark, dass eine Senkung des Oberstempels zur Erzielung einer sehr guten Prägewirkung ausreichte (bei der Hand- oder Hammerprägung mussten oftmals mehrere Hammerschläge auf den Schrötling ausgeführt werden, um eine zufriedenstellende Wirkung zu erzielen) Aufgrund der Heftigkeit des Stoßes mussten die Spindelprägewerke fest in den Fundamenten im Erdgeschoss oder Keller der Münzgebäude verankert sein. Vor dem Spindelwerk war meist eine Vertiefung oder Grube in das Fundament eingelassen, in der ein Münzer saß, der den Schrötling in die Unterstempel einlegte und nach dem Spindelstoß die geprägten Münzen wieder entnahm. Das Spindelprägewerk fand noch bis ins 19. Jh. Anwendung und wurde erst durch das 1817 von Uhlhorn erfundene Kniehebelprägewerk allmählich verdrängt.