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Osmanen

Bezeichnung des Herrschergeschlechts und der Bewohner des Osmanischen Reichs, nach dem Begründer der Dynastie Osman (1299-1326). Nach der Niederlage der Rum-Seldschuken gegen die Mongolen (1242) zerfiel das Reich der Rum-Seldschuken in Anatolien. Die schwache Zentralgewalt förderte die Bildung kleiner Fürstentümer (Begliks), die sich aus Turkvölkern zusammensetzten, die unter dem Druck der Mongolen eingewandert waren. Darunter befand sich das osmanische Fürstentum mit dem Zentrum in Brussa (Bursa), in der Nachbarschaft zum Byzantinischen Reich. Nachdem Sultan Murad I. (1359-1389) bereits 1361 seine Residenz nach Adrianopel (Edirne) verlegt hatte, schlug sein Nachfolger Bajezid 1389 ein vom Papst, Kaiser und Venedig zusammengestelltes christliches Heer bei Nikopolis an der Donau. Die Niederlage gegen den Mongolenkhan Timur Lenk bei Ankara (1402) stürzte das Osmanische Reich in eine Krise, von der es sich bis zur Mitte des 15. Jh.s wieder erholen konnte. Sultan Mehmed II., "der Eroberer" (1451-1481), versetzte dem Byzantinischen Reich den Todesstoß, indem er Konstantinopel (1453) eroberte. Die zu Istanbul umbenannte Stadt machte er zur Hauptstadt und verleibte sich Serbien, Griechenland, Albanien, Bosnien und die Krim ein. Sein Nachfolger Selim I. (1512-1520) schaltete die Mamelucken-Dynastie aus, indem er Ägypten und Syrien eroberte und den Kalifentitel übernahm, der bis 1924 bei den Osmanen verblieb. Die größte Machtentfaltung erreichte Süleiman II., "der Prächtige" (1520-1566), mit der Eroberung Ungarns, Rhodos, Bagdads, Adens, Belgrads und Algiers. Im Jahr 1529 belagerte der mit Frankreich verbündete Sultan sogar Wien, musste den Angriff aber ergebnislos abbrechen. Süleiman förderte die Kunst und reformierte die Verwaltung. Das Reich war streng, aber nicht fanatisch islamisch, andere Religionen waren zugelassen. Die vergrößerte Elitetruppe des Sultans, die Janitscharen, wurden aus den Söhnen der christlichen Bevölkerung Ungarns und dem Balkan rekrutiert, die den Familien schon im Kindesalter (Knabenzins) weggenommen wurden. Das Leid der Christen wurde durch hervorragende Aufstiegsmöglichkeiten gemildert: Viele Großwesire und Künstler kamen aus den Reihen der Janitscharen, so der Baumeister Sinan, der u.a. die Süleiman-Moschee in Istanbul schuf. Danach setzte der allmähliche Zerfall des Reichs ein, der sich außenpolitisch durch verlustreiche Kriege zeigte, die keine oder nur kurzfristige Erfolge brachten, aber sehr kostspielig waren. Damit war der wirtschaftliche Niedergang verbunden, der zu zahlreichen Aufständen im Innern führte, in deren Verlauf der Sultan sogar erschlagen wurde (1622). Zwar konnte sich das Osmanische Reich in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s noch einmal kurzfristig erholen. Eine erneute Belagerung Wiens 1683 wurde von einem Reichsheer - bereits unter Mitwirkung Prinz Eugens - mit polnischer Unterstützung zurückgeschlagen. Die Befreiungsbewegungen im 19. Jh. verkleinerten den Machtbereich der "Hohen Pforte" in Europa erheblich. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs zerfiel der Rest des Osmanischen Reichs endgültig. Kemal Pascha, genannt Atatürk, gründete die moderne Republik Türkei.
Die Kosten für die Hofhaltung des Sultanats und die Kriege, die im 17. Jh. gegen das Bündnis von Venedig, gegen den Papst, das Römisch-Deutsche Reich, Polen und Russland und gegen Persien geführt wurden, hatten verheerende Auswirkungen auf das Land. Die Steuererhöhungen führten zu Landflucht und zur Verschlechterung der Münzen. Aus den südamerikanischen Kolonien stammendes billiges Silber wurde aus Europa eingeführt und verschlechterte den ohnehin schon gesunkenen Geldwert. Der Großteil der türkischen Münzfunde besteht aus spanisch-amerikanischem Schiffsgeld(Cob) und dem niederländischen Löwentaler. Die Münzen der Osmanen zeigen auf einer Seite meist die Tughra (Herrschaftssymbol) und auf der anderen Seite arabische Schriften und den Wert. Auch die Münzstätte (meist Istanbul) ist angegeben. Die Jahreszahl gibt das Jahr des Regierungsantritts des Sultans nach der Hidschra (islamisch-arabische Zeitrechnung) an. Meist ist durch eine zusätzliche Zahl das Regierungsjahr des Herrschers angegeben. Durch Addition der beiden Zahlen kommt man auf die Jahreszahl nach der Hidschra. Um auf unsere Zeitrechnung nach dem Gregorianischen Kalender umzurechnen, muss man für das Hidschra-Jahr drei Prozent abziehen und 622 dazuzählen. Aufgrund der Unkenntnis der arabischen Schrift und des islamischen Bilderverbots werden osmanische Münzen hierzulande selten gesammelt.