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Guldengroschen

Als Guldengroschen wird eine historische Währung bezeichnet, die Ende des 15. und im 16. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich geprägt wurde und als Vorgänger des Talers gilt. Eine klare begriffliche Abgrenzung zu anderen historischen Währungseinheiten ist nicht immer leicht. So hat sich im süddeutschen Raum die Bezeichnung Guldiner für die gleichartigen Münzen etabliert, und zu einem späteren Zeitpunkt wurde auch der Reichsguldiner in Franken, Bayern und Schwaben als Guldengroschen bezeichnet.

Unabhängig vom jeweiligen Namen handelt es sich bei allen Münzen um große Silbermünzen, die dem Wert eines rheinischen Guldens entsprechen sollten. Der Guldengroschen war die erste Großsilbermünze ihrer Art nördlich der Alpen und markiert den münzgeschichtlichen Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Der ursprüngliche Guldengroschen oder Guldiner, wie er zuerst in Tirol geprägt wurde, hatte ein reines Silbergewicht von 31,9 g und war in 60 Kreuzer unterteilt.

Die Geschichte des Guldengroschens

Der Guldengroschen sollte als Silberäquivalent dem Wert des rheinischen Goldguldens entsprechen. Im ausgehenden 15. Jahrhundert verknappten sich die Goldvorräte im nördlichen Europa zusehends, weshalb sich der Goldgehalt der Gulden stetig verminderte. Die Prägung einer gleichwertigen Silbermünze in Form des Guldengroschens wirkte dem Verlust des Guldens als Währungseinheit entgegen.

Historischer Überblick zum Guldengroschen mit wichtigen Daten

1252 Prägung des Floren (Goldgewicht: 3,53 g) als erste europäische Goldmünze
Frühes 14. Jhd. Verbreitung des Floren im Heiligen Römischen Reich; Beginn der Nachprägung der Florene mit Namen „Gulden“ von geringerem Goldanteil
Mitte 14. Jhd. Goldanteil der Gulden nimmt stetig ab; Silber und Kupfer werden zugefügt
1486 Prägung des Tiroler Guldiner/Guldengroschen als Äquivalent zum Goldgulden; reine Silbermünze mit 31,9 g Silbergewicht zu 60 Kreuzern
1492 Prägung sächsischer Bart- und Zinsgroschen mit niedrigem Silberanteil
Ab 1500 Prägung sächsischer Guldengroschen (Klappmützentaler) mit Silbergehalt von mindestens 27,2 g
Ab 1519 Prägung böhmischer Guldengroschen (Joachimstaler); als „Taler“ rege Verbreitung im Heiligen Römischen Reich
1555 Reichsguldiner als Einheitswährung vorgeschlagen (Silbergehalt: 22 g); setzte sich kaum gegen Taler durch
1566 Guldengroschen wird als Taler zur offiziellen Reichswährung (Reichstaler)

Vorgeschichte des Guldengroschens – vom Floren zum Goldgulden

Aus Gold geprägte Münzen befanden sich erstmals im Spätmittelalter in Norditalien in Umlauf. Seit dem frühen Mittelalter waren aufgrund der geringen natürlichen Goldvorkommen keine Münzen mit Goldanteil in Europa geprägt worden. Dies änderte sich mit den Kreuzzügen und dem wieder einsetzenden Orienthandel, der besonders der Republik Florenz massive Goldvorräte bescherte. Im Jahr 1252 wurde der Floren als erste europäische Goldmünze gefertigt, die ein reines Goldgewicht von 3,53 g besaß.

Der Floren fand rege Verbreitung und diente im frühen 14. Jahrhundert als Vorbild für die im Heiligen Römischen Reich hergestellten Goldmünzen, die jedoch den hohen Goldgehalt der Originale nicht einhalten konnten. Für diese verminderten mitteleuropäischen Florene setzte sich zunächst die Bezeichnung Gulden durch. Der Goldgehalt der Gulden verringerte sich jedoch zunehmend, was durch die Zugabe der Legierungsmetalle Silber und Kupfer ausgeglichen werden sollte.

Vorderseite Guldengroschen    Rückseite Guldengroschen

Der Goldgehalt der Goldgulden nahm stetig ab. Die Guldengroschen aus Silber dienten als Äquivalent zur Goldwährung. (Münze auf dem Bild: Goldgulden Brandenburg-Franken Markgraf Albrecht Achilles).

Diese Herstellungsweise wurde mit dem Übergang zu reinen Silbermünzen zwar aufgegeben – die Bezeichnung „Gulden“ hielt sich allerdings sowohl für die Währung als auch für die Recheneinheit (Rechnungsgulden), in der sie gehandelt wurde. Zur besseren Unterscheidung wurden aus Gold gefertigte Gulden fortan „Goldgulden“ und aus Silber gefertigte „Silbergulden“ genannt, zu welchen auch die Guldengroschen gerechnet werden müssen.

Der Tiroler Guldengroschen (Guldiner)

Die neu entdeckten Silbervorkommen in der Grafschaft Tirol erlaubten es Erzherzog Sigismund im Jahr 1486 Silbermünzen im Wert eines Goldguldens zu prägen. Diese großen Silbermünzen verbreiteten sich sowohl unter der Bezeichnung „Groschen“ als auch „Guldiner“ und letztlich „Guldengroschen“, um die Wert-Beziehung zum Gulden klar zu kennzeichnen. Unterteilt wurde der Guldengroschen in 60 Kreuzer – ein Wert, der sich für den Gulden als Rechnungsmünze schließlich durchsetzte: 1 Gulden war die Maßeinheit für 60 Kreuzer, selbst wenn die geprägte Münze höher bewertet wurde als der tatsächliche Silbergehalt der Kreuzer.

Der Sächsische Guldengroschen

Die Prägung von Großsilbermünzen nach dem Vorbild der Tiroler Guldengroschen verbreitete sich rasch im übrigen Heiligen Römischen Reich. Schon ab 1492 wurden in den Prägestätten Zwickau und Schneeberg im silberreichen Kurfürstentum Sachsen Münzen mit geringem Silbergehalt geschlagen – die sogenannten Bartgroschen“ und „Zinsgroschen.

Die ersten großen sächsischen Guldengroschen wurden allerdings erst ab 1500 in den Münzstätten Frohnau bei Annaberg-Buchholz und Wittenberg geprägt. Die gewaltige Silberproduktion der Erzgebirgsminen ermöglichte es, die Silberwährung auch hier in feste Beziehung zur Goldwährung zu bringen und diese schließlich in Gänze zu ersetzen. Das Feingewicht des sächsischen Guldengroschens entsprach auch hier wertmäßig dem damaligen Goldwert des rheinischen Goldguldens. Jedoch verringerte sich der Feingehalt des Silbers aufgrund des geänderten Münzfußes ab 1505: von 27,41 g auf 27,20 g.

Das Münzbild der bis 1525 geprägten sächsischen Guldengroschen zeigte den sächsischen Kurfürsten Friedrich III. mit einer Klappmütze, weswegen die Münzen – nachdem sich die Bezeichnung Taler etabliert hatte – auch als „Klappmützentaler“ bezeichnet wurden.

Vom böhmischen Guldengroschen zum Taler

Seit 1519 ließen auch die Reichsfreiherren Schlick Silber in riesigen Mengen aus dem böhmischen Erzgebirge schlagen, um Guldengroschen nach dem sächsischen Münzfuß herzustellen. Diese nach ihrem Herkunftsort benanntenJoachimstaler“ verbreiteten sich besonders in Norddeutschland rasch. Die verkürzte Bezeichnung „Thaler“ beziehungsweise „Taler“ setzte sich für alle Silbernominale dieses Typs durch und verdrängte die Bezeichnung Guldengroschen.

Die ursprüngliche und synonyme Bezeichnung für den Guldengroschen, „Guldiner“, hielt sich jedoch bis mindestens 1551, als auf dem Reichstag in Augsburg die Einführung eines Reichsguldiners als Standardmünze im gesamten Reich vorgeschlagen wurde. Ihre Prägung belief sich jedoch auf wenige Stück, da die massenhaft im Umlauf befindlichen Guldengroschen/Taler für eine allgemeine Einführung hätten eingezogen werden müssen. „(Reichs-)Guldiner“ und „Guldengroschen“ (Taler) bezeichneten ab diesem Moment zudem nicht mehr Münzen mit identischem Münzfuß, obgleich beide letztlich in 60 Kreuzer unterteilt wurden: Der Feingehalt des Talers blieb bei 27 g, der des Reichsguldiners belief sich auf 22 g.

Der Reichsguldiner konnte sich als Reichswährung nicht behaupten. Stattdessen wurde in der Reichsmünzordnung von 1566 der Reichstaler – in der Nachfolge des Guldengroschens – als offizielle Silberwährung des Heiligen Römischen Reichs festgelegt.